• Dante Thomas 08 (by Tristan Ladwein)
  • Dante Thomas 14 (by Tristan Ladwein)
  • Dante Thomas 11 (by Tristan Ladwein)

Bei seinem Namen heben sich manchmal Augenbrauen und rudern die Kandidaten auch dann und wann etwas hilflos mit den Armen. Klar, schon mal gehört, aber wer zum Teufel war das noch? Ein Sänger. Okay, aber nenn' mal einen Titel! "Miss California". Den Probanden schwindet der angestrengte Zug aus dem Antlitz, sie lächeln leicht befreit, "ach der!" Vor nun zehn Jahren brachte besagter Titel Dante Thomas in die Top Ten gleich mehrerer europäischer Länder, als Wiederkehr des klassischen Soul wurde der schöne Song ebenso gefeiert wie ihr Interpret als neuer Stevie Wonder.

Jetzt sitzt Dante Thomas in einem kleinen Café in Hamburg, St. Pauli und isst Schokoküsse zum Kaffee. Sein Händedruck ist fest, sein Blick unbeirrbar und gerade, seine Sprache geschliffen. Nicht gerade das, was ihn als Popstar bloßstellen könnte. Gerade einmal fünf Singles hat Thomas in den zehn Jahren nach dem Durchbruch aufgenommen, einen echten Workaholic haben wir dort offenbar eher nicht vor uns sitzen. Was hat er bloß gemacht, die letzten Jahre, kann er Highlights benennen, haben andere dies getan? "Gut gefragt, denn tatsächlich sind meine Meilensteine nicht unbedingt die, die auch andere ausgemacht haben. Ich lebte in L.A., in New York City, in Salt Lake City", übrigens seine Geburtsstadt, "und in Idaho, und das meiste, was ich gemacht habe, war Underground Stuff. Ich habe meine Musik von meinem Umfeld bestimmen lassen, das meiste davon ist nie auf irgendwelchen Tonträgern erschienen. Das neue Album ist eigentlich erst mein drittes. Ich hatte mich zu entscheiden, ob ich definitiv Sänger, Musiker, Künstler werden will oder nicht. Die letzten vier, fünf Monate haben mir schon die Richtung gezeigt".

Ein neues Album also, das ist doch schon mal was. "Hardcore On Videotape" heißt das Werk und ist in Dante Thomas' neuer temporärer Wahlheimat Deutschland entstanden, nach der es aber überhaupt nicht klingt. Nach seinen Anfängen indes klingt es auch nicht mehr, was ja ehedem nichts Anderes als ein müder Aufguss gewesen wäre. Hat Dante Thomas also, nachdem er in den letzten Tagen des Branchen-Booms gestartet war, heute zu neuen Strategien gefunden? " Ich frage mich oft, ob es überhaupt alte Strategien gibt. Und was neue angeht: Konnte man auf die Revolution durchs Internet wirklich vorbereitet sein? Ich glaube, solange du Talente hast, Visionen und den Glauben an dich selbst, solange dahinter ein starkes Team steht, kannst du es immer noch schaffen. Heute werden Nobodies schnell zu Somebodies und werden dann groß, genauso schnell werden aber auch Somebodies wieder zu Nobodies, da wird der Künstler zum Surfer, der die richtige Welle abwarten muss. Startet er zu früh, geht er unter, startet er zu spät, passiert das Selbe. Ich glaube daran, dass die Musik meines neuen Albums gerade jetzt in die Zeit passt und in vielleicht einem Jahr schon nicht mehr. Möglicherweise ist das ein bisschen zynisch, aber es ist auf keinen Fall total realistisch. Es ist lediglich ein wenig pessimistisch. Aber es gibt da draußen verdammt viele Sänger, die genauso gut sind wie ich. Das ist einfach Fakt. Also stelle ich mir schon lange nicht mehr die Frage, wer der beste ist. Ich finde es wichtiger herauszufinden, wer der ehrlichste ist."

Genau hier punktet Dante Thomas. Er ist echt, so echt wie ein guter italienischer Espresso. Schummeln gilt nicht. Sein "Miss California" ist, wie Dante sagt, "manchen Leuten zum Soundtrack eines bestimmten Abschnitt ihres Lebens geworden, das bringt mich in die Rolle eines Dank sagenden Interpreten". Muss der nicht aber auf der Bühne zum begabten Poser werden? "Klar ist das professionelles Posing, was du als Sänger auf der Bühne machst", so Dante, "aber entscheidend ist deine Attitüde. Wenn du dabei auf die Schnauze fällst, solltest du über dein Missgeschick lachen können. Die Leute wollen sehen, dass du auf der Bühne bist, um auch selbst möglichst viel Spaß zu haben, nicht um ihnen etwas vorzumachen. Hey, man ist doch ein gesegneter Mensch, wenn man auf der Bühne sein Geld verdienen kann und nicht Jahrzehnte einen Job machen muss, den man eigentlich gar nicht tun will, und das ist für eine Mehrheit der Menschen doch der Alltag".